Petra Schüßler
 
Petra Schüßler FINEART

„Es war die Energie und die Magie meiner Katzen,
die meine Kunst und mein Leben Jahrzehnte lang beeinflusst haben.“

Petra Schüßler


Berühmte Künstler, Schriftsteller und Maler liebten Katzen, denn Katzen sind einfach wunderschöne,
faszinierende Geschöpfe. Nicht umsonst sagte einst der geniale Leonardo da Vinci :

„Das kleinste Katzentier ist ein Meisterstück.“


Nach 23 Jahren fast symbiotischen Zusammenlebens mit meinen Katzen,
teile ich voll und ganz die Meinung des spanischen Malers Pablo Picasso

„Katzen sind die rücksichtsvollsten und aufmerksamsten Gesellschafter, die man sich wünschen kann.“

Aber nicht nur Künstler, auch der Psychologe und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud
war offenbar ein Katzenfan,
wie aus folgendem Zitat deutlich wird.
„Die Zeit, die man mit Katzen verbringt, ist niemals verlorene Zeit.“ 

Und besser als mit den Worten von Albert Schweitzer könnte man seine Begeisterung
für diese wunderbaren, geheimnisvollen Geschöpfe nicht ausdrücken.

Es gibt zwei Möglichkeiten, vor dem Elend des Lebens zu flüchten:
Musik und Katzen.“


„Künstler mögen Katzen; Soldaten mögen Hunde.“
                                                  Desmond Morris

Dieses Zitat des britischen Zoologen, Verhaltensforschers und Künstlers Desmond Morris passt auf eine Künstlerkatzenmama und trauernde Katzenwitwe wie mich
wie die Faust aufs Auge. Denn wer könnte besser verstehen, was Desmond Morris
damit gemeint hat? Was haben Künstler mit Katzen gemein? Welche Eigenschaften sind es, die Künstler mit Katzen verbinden?

Nun, Künstler sind meistens Freigeister und unangepasste Individualisten, dies sich nicht versklaven lassen.  Katzen und Künstlerinnen wie ich lieben die Freiheit, spielen gern, genießen es einfach, zu relaxen und friedlich in der Sonne zu liegen oder was
Leckeres zu essen. Katzenliebhaber sind nach Meinung des Forschers außerdem wesensmäßig ganz anders als Hundefreunde und neigen in ihrem Handeln und
Denken zu mehr Eigenwilligkeit.






Aus dem Buch des berühmten Verhaltensforschers und Künstlers
Desmond Morris,"Catwatching, Die Körpersprache der Katze, habe ich gelernt, dass das Gehör einer Katze nicht nur sehr sensibel ist, sondern
es bei der Wahrnehmung hoher Töne sogar das des Hundes übertrifft.
Hochsensible Künstlerinnen haben zwar ein nicht ganz so empfindliches Gehör wie Katzen, sind aber genauso lärmempfindlich. So wie für das sensible Gehör meiner Katzen der Staubsauger einst eine Qual war, als sie klein waren, so ist für mich der dröhnende Verkehrslärm, und der ständige Krach in der Nachbarschaft dieser Höllenmaschinen Rasenmäher, Kantenschneider oder Kettensägen.

Mit etwa fünf Jahren beginnt das Hörvermögen der Katze nachzulassen und im Alter sind sie häufig völlig taub. Das erklärt, warum meine Lilly oft friedlich trotz Verkehrslärm und Baulärm auf dem Balkon im "Dahner Krachgerstel" schlummerte, während ich den Krach nicht einmal mit Kopfhörer fünf Minuten aushielt.

Diese Tatsache erklärt leider auch, warum viele Freigänger nicht alt werden. Sie hören die herbeifahrenden Autos nicht.  Fast alle unsere Katzen, die Katze meiner Schwester und die Geschwister von meinem Baunzi wurden vor meinem Elternhaus überfahren. Lisa, die Liebblingskatze meines Vaters kam auf der B27, der Bundesstraße, die an Heßdorf, dem 300 Seelendorf meiner Kindheit vorbeiführt, ums Leben. Er tat mir so leid, als mein Papa, der Katzenflüsterer,  abends auf der Treppe stand und pfiff. Alle Hof- und Scheunenkatzen kamen aus allen Ecken, nur seine geliebte Lisa, die so gerne beim Fernsehen auf seinem dicken Bauch lag nicht.


MEIN KATER, DER SO GERNE HAARGUMMIS APPORTIERTE

Hier das Beweisvideo von 2003. Apportieren beherrschen nicht nur Hunde – auch mein gelehriges Katerchen Baunz hatte nicht nur schnell gelernt, bunte Frotteehaargummis
mit dem Mäulchen aufzunehmen und zu seinem Frauchen zurückzubringen, er liebte
 es regelrecht zu apportieren. Er war ganz wild auf diese bunten „Ringle" und
bunkerte sie regelrecht wie seine Beute unter einer Kommode. 

VOM STUBENKATER ZUM FREIGÄNGER

2002 hatte ich nach fast zehn Jahren von der Mainmetropole Frankfurt die Schnauze voll. Irgendwie zog es mich wieder nach Würzburg und so bot sich mir die Gelegenheit wegen
eines sehr verlockenden Jobs als Art Directorin in meine alte Heimat zurückzukehren, wo ich einst Grafik-Design studiert hatte. Von einer kleinen 60 qm großen Stadtwohnung in Sachsenhausen mit nicht besonders schönem, aber katzensicheren Balkon in einen hellen, 120 qm großen Bungalow in bester Wohnlage mit großer Terrasse und riesigem Garten in Würzburg.

 



Hier residierten wir Drei einige Jahre bis zum nächsten Umzug nach Weißenburg (Bayern). Apropos Umzug: 26 Umzüge in 44 Jahren, davon drei mit beiden Katzen und acht mit Kater Lilly. Ich denke das wäre nur von den sehr umzugsfreudigen US Amerikanern zu  toppen. Im Würzburger Bungalow hatte ich ein wunderbares helles Atelier und konnte mich daher nicht nur künstlerisch voll entfalten, sondern sogar ab und an Vernissagen abhalten.

Für meine beiden damals jungen und wilden Rabauken war das neue Würzburger Zuhause im Grünen ein Paradies und so wurden meine Stubentiger Piccolino (damals nannte ich Lilly noch Piccolino)  und Baunz zu Freigängern - ob es mir nun passte oder nicht. Denn Freigänger leben gefährlich und als liebende Katzenmama lebt man ständig in der Angst, dass den Kindern
etwas passieren könnte. Sie wurden beispielsweise mehrmals von einer völlig verwahrlosten Streunergang überfallen. Baunzi hatte sich einmal bei der Flucht auf einen Baum vor so einem räudigen Kater so verletzt, dass er tagelang humpelte.


PICCOLINO, BAUNZIS
FURCHTLOSER BODYGUARD

Irgendwann wurde Piccolino, der schmale, grazile und zerbrechlich wirkende Exot zu Baunzis Bodyguard. Furchtlos und laut schreiend, den buschigen Schwanz aufgeplustert, wehrte er vor allem damals in Würzburg die Attacken eines berüchtigten Streuner-Trios ab.  Hin und wieder vertrieb er allerdings auch die ohnehin von besagter Streunergang so
tyrannisierte arme, kleine schwarze Katze des Nachbarn aus ihrem eigenen Garten.  Ich dachte ich traue meinen Augen nicht, als ich das schwarze Kätzlein panisch übers Dach flüchten sah, und mein weißer Tiger wie eine Furie hinterher. Später in Bad Vilbel das gleiche Spiel.

Drinnen wurden allerdings die Rollen getauscht, da war vom ersten Tag an Baunz der Boss. Baunz, der große knuffige dicke Plüschbomber, draußen eine Memme, die so manches mal von anderen Katzen vermöbelt wurde, wenn sein Beschützer nicht in der Nähe war.  Manchmal wurde Bodyguard Lilly,
wenn er aus dem Garten kam von Baunz wie ein strenger Vater am Eingang erwartet und bekam eine gewischt. Ich hab mich echt weggeschmissen,
schade, dass ich das nicht filmen konnte.

ÜBERFALL DES STREUNER-TRIOS

Nicht immer nahmen die Katzenkämpfe ein gutes Ende. Man hüte sich davor einzugreifen und die eigene Katze, wenn sie voll im Kampfmodus ist, am Schwanz zu fassen und zu versuchen,
sie wegzuziehen. Es war im Sommer 2004 und dämmerte schon und es war Zeit die beiden Rabauken zu rufen, denn sie hatten in der Dunkelheit nichts draußen zu suchen. Sie waren
in all den Jahren nicht ein einziges Mal über Nacht draußen. Ich ahnte Schlimmstes, weil ich furchterrregende Schreie direkt auf der Terrasse hörte und schob hektisch die Türe auf,

Just in dem Moment, als Piccolino wie eine wild fauchende Furie auf den räudigen Anführer
der Gang losging, zog ich ihn am Schwanz zurück. Das sollt man besser nicht tun, denn er
war so in Rage und wusste ja gar nicht dass es sein Frauchen war, sodass seine rasierklingen-scharfen Krallen sich in meine Hand bohrten. Zum Glück war es die linke Hand, die sich entzündete, anschwoll und schmerzte. Ich musste am nächsten Tag zum Arzt, wurde
behandelt, bekam Spritzen u.a. gegen gegen Tetanus und verließ die Praxis mit Verband
und Armbinde. Wenigstens war ich nicht so sehr gehandicapped, dass ich kein Auto mehr
fahren konnte, denn ich musste ja am nächsten Tag zur Arbeit an die Berufsschule.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. "Oh je, was haben sie denn angestellt, Frau Schüßler?, fragten die besorgten Kollegen und konnten sich das Lachen kaum verkneifen, als ich erzählte was passiert war. 2004 bis 2005 war ich selbständig, widmete mich ganz meiner Kunst und hatte eine Teilzeitstelle als nebenamtliche Lehrkraft an der Berufsschule in Würzburg, wo ich Mediengestalter im Fach Grafikdesign unterrichtete. Das war wirklich ein Glücksfall, es machte Spaß und war eine Bereicherung als Dozentin mit sehr fitten Azubis, die fast alle Abitur hatten, zu arbeiten und ich hatte sehr nette Kollegen.

BESUCH VOM DICKERCHEN FIDELIO

Fidelio, der Name passte, ein süßer, kugelrunder Kartäuser-Kater, mit glänzendem, samtigen Fell, den ich sofort adoptiert hätte. Da wären meine Beiden aber gar nicht einverstanden gewesen. Er war ein Freigänger, eigentlich aus München, der vorübergehend nicht gerade  in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnte. Fidelios erster Besuch war kurios und filmreif: Es war Sommer, die Terrassentür auf, Piccolino und Baunz lagen auf der Terrasse. Da kam dieses kugelrunde Dickerchen ganz frech in die Wohnung und sofort Richtung Kratzbaum, der direkt an der Terrassentür stand. Trotz seiner Leibesfülle konnte er erstaunlich gut klettern und war ratz-fatz auf der obersten Stufe des Kratzbaums, der bis zur Decke reichte. Piccolino und Baunz starrten fassungslos nach Oben, machten aber noch keine Anstalten den frechen Besucher zu verjagen. Nach einer Weile kam der Mops herunter und ging mit stoischer Gelassenheit an den beiden vorbei - als wären sie Luft - Richtung Küche zum Fressnapf. Er schien Erfahrung zu haben und es war wohl nicht das erste Mal, dass er sich ganz ungeniert in fremden Häusern über die Fressnäpfe anderer Vierbeiner hermachte. Irgendwann reichte es Baunz. Fidelio kam zur gewohnten Zeit am Nachmittag und wurde am Gartentürchen empfangen. Er bekam eine rechts, eine links gewischt, wurde von meinem Kater nach draußen eskortiert und ließ sich zu meinem Bedauern seitdem nicht mehr blicken.

Mit den Freigängern ist das so eine Sache.  Eine Katze, die einmal den Duft der Freiheit geschnuppert hat, wird immer wieder nach draußen wollen.
Hält man einen ehemaligen Freigänger dauerhaft in der Wohnung, wird er sehr wahrscheinlich unglücklich.
Mit Balinesenkaterchen Lilly klappte das
viele Jahre später allerdings doch erstaunlich gut. Lilly war mit 15 Jahren ein eher gemütlicher Opa, der nicht mehr so sehr den Drang verspürte, auf Erkundungstour oder die Jagd zu gehen.










YUMMIE SEAFOOD & VEGGIE

In puncto Essen teilte ich mit Lilly meine kulinarischen Vorlieben für Meerestiere und gelegentlich für Vegetarisches. Ich „teilte“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn wann immer es bei Frauchen Lachs oder Garnelen gab, schrie Lilly wie am Spieß und hörte nicht auf bis die Köchin die Meerestiere redlich mit "ihr" geteilt hatte. Das soll aber nicht heißen, dass ich mich jemals über Lillys Katzengras hergemacht hätte. Mit Baunz, der leider 2015 mit 16 Jahren gestorben ist, teilte ich andere kulinarische Vorlieben wie beispielsweise Schlagsahne oder Sahnetorte.

Lilly ist übrigens ein Kater, der anfangs Piccolino hieß, aber da er sich mehr und mehr wie eine Madame Schischi, bzw. Lilly verhielt, wurde er irgendwann zu meiner Lilly. Nicht sehr schmeichelhaft für einen Kater, aber dieser Name passte einfach besser.  In seinem letzten Lebensjahr als dementer, halbblinder inkontinenter Opa, ist Lilly dafür beim Überqueren der Regenbogenbrücke immerhin aufgestiegen zur Meisterseele Li.

 





MALSESSION MIT BAUNZ

Baunzi war auch gerne beim Malen dabei. Von Kleinauf lag oder saß er
so gerne unter der Staffelei und beobachtete mit seinen wunderschönen,
durchdringenden
Smaragdaugen sein im kreativen Farbenrausch entrücktes Frauchen. Balinesenkaterchen Lilly zeigte weniger
Interesse an Frauchens künstlerischen Aktivitäten.

Dafür war Lilly, mein mitteilsames und überaus gesprächiges Schielauge mit seinem weichen, wunderschönen, cremefarbenen Fell und dem
buschigen Fuchsschwanz viel anhänglicher und verschmuster als Baunzi.

Lilly und Baunz hätten unterschiedlicher nicht sein können - aber sie liebten sich vom ersten Tag an. Es war Liebe auf den ersten Blick. Manchmal verprügelten Sie sich wie Lausbube
n, dass die Fetzen nur
so flogen. 

 2006 zogen wir Drei wieder einmal um, von Weißenburg Bayern zurück nach Hessen, nach Bad Vilbel. Wir verbrachten hier von 2006 bis 2015 viele wunderbare Jahre in einer kleinen Künstler-Gartenwohnung. Ein kleines Paradies in bester, ruhiger Wohnlage, fünf Minuten vom schönen Vilbeler Wald entfernt, aus dem wir wegen einer Eigenbedarfskündigung nach fast zehn Jahren schweren Herzens vertrieben wurden.  In der Vilbeler Zeit habe ich zu meinem ganz eigenen, unverwechselbaren Stil und meiner ganz eigenen Farbwelt gefunden. 


INDIAN SUMMER von 2007, beispielsweise ist nach so vielen Jahren immer noch als Leinwand-druck oder Glasbild sehr gefragt auf diversen Onlineportalen, wie bilderwelten.de oder wall-art.de






Als ich im Früjahr 2015 schweren Herzens von Baunzi Abschied nehmen musste, hatte ich eigentlich erwartet, dass Lilly ihren Kumpel ganz schrecklich vermissen würde. Aber nein, im Gegenteil, mein Schmerz war abgrundtief, aber meine Lilly schien im Gegenteil eher unberührt und blühte  regelrecht auf,
weil er jetzt meine volle Aufmerksamkeit hatte. Sogar sein Fell wurde schöner, noch schöner. Das gute daran war, dass Lilly mich wieder einmal trösten konnte, so wie Jahre zuvor nach dem Tod meiner Mutter.

„Die Zeit, die man mit Katzen verbringt, ist niemals verloren Zeit.“
Sigmund Freud

 

Lilly, Ade! Scheiden tut so weh ...

Seit dem Tod meines geliebten treuen und sanften Weggefährten fühlte ich mich zum ersten Mal nach vielen Jahren wirklich einsam. Ich litt sehr unter Lillys Verlust. Immer wieder kamen diese Wellen der Trauer; Phasen, wo ich Rotz und Wasser heulte. Es fühlte sich genauso an wie nach dem Tod meiner Mutter. Da habe ich auch sehr sehr lange getrauert. Der Trauerprozess dauerte nicht Monate, sondern Jahre. Aber da war immer meine Lilly, dieses sanfte Wesen, das mich wortlos tröstete.

Nach Baunzis Tod vor sieben Jahren war da mein kleiner Freund, der mich tröstete und in den schwersten Stunden meines Lebens, nach der Diagnose Krebs mein bester Therapeut war. Jetzt gibt es keine Lilly mehr, die mich tröstet. 

Lilly war zuletzt mit 22 Jahren dement, inkontinent und ein Pflegefall. Manchmal war ich es leid die Windelhöschen zu wechseln und zu waschen. Ich brauchte keinen Wecker, um 7 Uhr früh ertönte der Weckruf Lillys vor der Schlafzimmertür. Ach, was vermisse ich meinen kleinen Schreihals. Er machte sich lauthals bemerkbar, entweder weil das Höschen voll war oder weil das Baby Hunger hatte. Wie eine Sirene, die immer lauter wurde.

Ich vermisse die gemeinsamen Sonnenbäder auf dem Balkon, die Netflix Filmabende mit meinem schnurrenden Katerchen auf dem Bauch. Und es war immer wieder ein Vergnügen zuzusehen, wie der zahnlose Opa genüsslich die Krustentierchen oder den Fisch verschlang.

 HALLO LILLY, TELEFON FÜR DICH !
Die Telefonate mit Martin, meinem Ex-"Lebensabschnittsgefährten" und Lilly waren sehr amüsant. Ich bin mir zwar heute nicht mehr so sicher, ob Lilly Martin überhaupt verstanden hat, wenn er mit ihm maunzte, weil alte Katzen ja eigentlich nicht mehr hören, aber vielleicht hat er ihn ja telepathisch mit anderen Sinnen wahrgenommen.

Martin und ich sind zwar seit Jahren getrennt und haben uns seit fünf Jahren nicht mehr gesehen, aber wir sind trotz aller unüberwindbarer Gegensätze karmisch verbunden seit vielen Leben. Er ist mein bester und einziger wahrer Freund. Martin liebte Lilly, Lilly war irgendwie unser gemeinsames Kind. Während meines langen, mehr als dreimonatigen stationären Aufenthaltes in der psychosomatischen Dahner Felsenland Klinik 2017, war mein Katerchen bei Martin in besten Händen.

Niemand sonst hätte sich so liebevoll um ihn gekümmert.
Martin hat auch mehr als einmal die Tierarztrechnungen übernommen und am Ende auch Lillys Einäscherung bezahlt, weil das verarmte Rentner Frauchen nicht nur schwere chronische Erkrankungen hat, sondern auch chronisch pleite ist.


Vom sanften Sterben in Würde bis zur respektvollen Bestattung

Am 10. März musste ich nach 22 Jahren schweren Herzens Abschied nehmen von meinem geliebten Balinesenkater Lilly, der wie ein Kind für mich war.
Ich bin zwar noch immer in tiefer Trauer um meinen kleinen Weggefährten, schließlich waren wir 22 Jahre unzertrennlich, aber ich danke dem Himmel für diesen würdevollen und sanften Abschied. Bei all dem Schmerz war es ein Segen meinen kleinen Freund im Beisein des so einfühlsamen Tierarztes und Katzenflüsterers Dr. Graebenteich in den eigenen vier Wänden im Sterben begleiten zu dürfen.

Am Freitag, den 4. März, sechs Tage vor seinem Tod, ließ sich mein dementes Baby noch ohne Geschrei und Strampeln bei einem Hausbesuch von Dr. Graebenteich die langen Krallen, die schon zum Teil mit den Ballen verwachsen und leicht entzündet waren, schneiden. Das ging ratz-fatz, mein Katerchen hielt völlig still, bei mir hätte er gezappelt und geschrieen wie am Spieß. „Meinen Sie, mein Baby wird noch den Sommer durchhalten?", fragte ich nach der Behandlung. „Das glaube ich eher nicht, Ihr Katerchen ist schon sehr schwach, seine Tage sind gezählt, es wird nicht mehr lange dauern, es kann ganz schnell gehen ..". Er ließ mir die bewährten Arthrose-Schmerztropfen da, die ich meinem Kleinen täglich mit einer Pipette rein prophylaktisch niedrig dosiert gegen alle möglichen Schmerzen vorsichtig ins Mäulchen gab. Am Dienstag war Lilly schon so schwach, dass er kaum noch laufen konnte, nur noch döste, keinen Appetit mehr hatte und sogar den Kabeljau, den er sonst gierig verschlungen hätte, verschmähte. Am Mittwoch war mir klar, dass Lillys Sterbeprozess begonnen hatte. Er sollte und durfte nicht leiden, nur weil ich nicht loslassen konnte. Ich hoffte, dass er von alleine einschlafen würde. Vorsorglich bestellte ich Dr. Graebenteich für den nächsten Morgen zur Einschläferung.



Vom späten Nachmittag und die ganze Nacht war ich meinem kleinen Freund in seinen letzten Stunden ganz nah. Es war gut, dass ich vorbereitet war, dass ich innerlich gefasst war, gut dass ich mich so viele Jahre mit Tod und Sterben beschäftigt habe. Ich wich nicht von seiner Seite, nur wenn ich aufs Klo musste. So lag ich viele lange Stunden neben meinem sterbenden Kater an seinem Schlafplatz, habe ihn gestreichelt, mit ihm geredet und mit Schmerzmitteln versorgt. Es waren sehr intensive Stunden, eine fast überirdische, sehr friedliche  Stimmung erfüllte den Raum. Nur die Salzkristalllampe am Fenster verströmte ein warmes Licht. Auch um mich zu beruhigen und positiv zu beeinflussen und jeglichen Stress zu vermeiden, weil ich wusste, dass sich alle Energien übertragen, hörte ich die ganze Nacht bis zum Morgengrauen, heilende Musik, heilende 728 Hz-Frequenzen. Unsere Seelen waren uns ganz nah. Da war nur Licht und unendlich viel Liebe zwischen uns. Lillys Atem wurde immer flacher, es wurde hell, die Zeit verging, die Sonne ging auf, Fünf Uhr, Sechs Uhr,  aber Lillys Herz wollte nicht von alleine aufhören zu schlagen. Da war der Anruf kurz vor Acht Uhr von Dr. Graebenteich wie eine Erlösung.

Pünktlich um Acht Uhr kam er zu mir nach Hause. Eine Einschläferung in den eigenen vier Wänden ist sowieso viel sanfter und auch stressfreier. „Legen Sie sich ruhig wieder zu ihm und streicheln Sie ihn. Er bekommt jetzt erst mal einen Narkose-Pieks und nach ca. zehn Minuten, wenn er fest schläft, folgt dann die endgültige Spritze“ sagte Dr. Graebenteich mit sanfter, freundlicher Stimme.

Er strahlte eine solche Ruhe und Liebe aus, das hat sich wohl auf mich und meinen sterbenden kleinen Freund übertragen. Nach gefühlten zehn Minuten bekam mein Baby dann die zweite Spritze, machte in meinen Armen seinen letzten Atemzug und ist friedlich, schmerzfrei und sanft über die Regen-bogenbrücke gegangen. Gut, dass es auch solche feinfühligen, geduldigen und empathischen Tierärzte gibt, die nicht nur gut mit Katzen umgehen können, sondern auch der trauernden Katzenmama so viel aufrichtiges Mitgefühl entgegenbrachten.

Mit der Bestatterin von Sleep Tight, Frau Engel, hatte ich auch die richtige Wahl getroffen. „Mit viel Würde und Respekt werden wir von der Sleep Tight- Tierbestattung Sie und Ihren treuen Gefährten bis zur Übergabe der Urne an Sie, begleiten" wird da auf der Website nicht nur versprochen, sondern auch gehalten. Der Name „Engel" passt zu dieser liebevollen, sanften Frau mit einem großen Herz für alle Tiere. Fünf Stunden nach Lillys Tod holte sie den Leichnam meines geliebten Babys, den ich in einem kleinen Karton auf getrockneten Rosenblättchen mit blühenden Rosen gebettet aufgebahrt hatte bei mir zuhause ab. Frau Engels Mitgefühl war aufrichtig und echt.

 

Hat Dein treuer Weggefährte seine Augen sanft geschlossen, ist der Schmerz unendlich tief - sein Lebensbach dahingeflossen.
Er betritt dann ohne Leiden einen Steg, so schillernd bunt;
über diesen wird er schweben wie ein freier Vagabund.

Diese Brücke führt ihn dorthin, wo es ruhig und friedlich ist. Ihn umgeben Bäche, Wiesen, keine Schmerzen und kein Zwist.
Eines Tages irgendwann mal werdet ihr euch wieder sehen und gemeinsam eng beisammen über diese Brücke gehen.

©Norbert van Tiggelen